Wir stärken Mädchen und Frauen mit unserer kontinuierlichen Arbeit in Bosnien und Herzegowina.
Vive Žene e.V. wurde 1993 in Dortmund gegründet. Ziel war es, Frauen in Bosnien und Herzegowina zu unterstützen, die sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben. Der Krieg währte von 1992 bis 1995, doch die Auswirkungen dauern bis heute an.
Frauen und ihre Kinder waren von besonderem Leid betroffen: Vertreibungen und massenhafte Vergewaltigungen traumatisierten eine breite weibliche Bevölkerungsgruppe. Viele Männer und Familienväter wurden ermordet, ihre Frauen galten nach Vergewaltigungen und Gewaltverbrechen als stigmatisiert, hatten ihre Heimat verloren und lebten teils jahrelang in Flüchtlingslagern.
Kriegstraumatisierungen enden nicht mit dem Ende des Krieges. Stattdessen werden sie an die folgenden Generationen weitergegeben – wenn keine professionelle Hilfe geboten wird. Diese Hilfe bieten wir mit Vive Žene e.V. seit mehreren Jahrzehnten.
Nach dem Tod des Staats- und Parteichefs Tito brach das austarierte politische System des Vielvölkerstaates Jugoslawien in einer Gewaltexplosion zusammen und mündete im sogenannten Jugoslawienkrieg von 1991 bis 1995. Schon der Wahlkampf vor den ersten freien Wahlen wurde ideologisiert und als ethnische Auseinandersetzung geführt. Die allseitigen Hetzreden gegen die jeweils anderen Gruppen nahmen die blutige Auseinandersetzung später vorweg. Dies hatte besonders fatale Folgen in Bosnien & Herzegowina, wo verschiedenen Bevölkerungsgruppen Tür an Tür lebten. Hier begann der Krieg 1992. Muslimische, serbische, kroatische Freunde und Nachbarn wurden von heute auf morgen zu Feinden.
Seit Beginn des Krieges im früheren Jugoslawien wurden auf allen Seiten Frauen vergewaltigt. Die weitaus größte Zahl betraf muslimische Frauen. Dies war nicht nur ein Mittel zur ethnischen Säuberung und Vertreibung sondern auch ein Krieg gegen die Frauen selbst (s. auch Infokasten zur sexualisierten Kriegsgewalt).
Als ein Symbol für die Grausamkeit des Krieges stehen die Ereignisse in der UN-Schutzzone Srebrenica. Im Juli 1995 wurden innerhalb weniger Tage an die 8.000 vor allem muslimische Jungen und Männer auf Befehl des serbischen General Mladic gefangen genommen, verschleppt und erschossen.
Bosnien und Herzegowina wurde durch den Krieg nachhaltig zerstört. Es wird noch viele Jahrzehnte brauchen, bis die nächsten Generationen die politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie die körperlichen und seelischen Verletzungen überwunden haben werden.
Die Konflikte dauern an
Bis heute leben Serben, Kroaten und Muslime (die sich heute offiziell Bosniaken nennen), miteinander im Konflikt. Viele Familien leben auch mehr als 20 Jahre nach Kriegsende noch als Binnenvertriebene in Flüchtlingssiedlungen und sind mit Armut und Perspektivlosigkeit konfrontiert.
Therapiezentrum in Tuzla
Die Arbeit von Vive Žene war in den Anfangsjahren auf Krisenintervention ausgerichtet. 1993 eröffneten wir in Tuzla, Bosnien & Herzegowina (BiH), ein stationäres Therapiezentrum für traumatisierte Frauen und Kinder. Hier erhielten sie die Möglichkeit, sich durch klare Strukturen, Verlässlichkeit und Sicherheit innerlich zu stabilisieren. Als nach den Massakern von Srebrenica 1995 Tausende Menschen, vor allem Frauen und Kinder, in die Region Tuzla kamen, begannen wir zusätzlich ambulante medizinische und psychologische Unterstützung in Flüchtlingslagern anzubieten.
Viele der von uns betreuten Frauen und Kinder waren zuvor in Konzentrationslagern interniert, waren gefoltert und vergewaltigt worden, haben die Folterung und Tötung von Familienangehörigen mit ansehen müssen und waren zum Teil jahrelang auf der Flucht.
Ein Fachteam aus Psychologinnen, Ärztinnen, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Logopädinnen und Ergotherapeutinnen begleitete die Frauen und Kinder und stärkte sie, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Viele der Frauen haben mit Unterstützung von Vive Zene e.V. später eigene Häuser für sich und ihre Kinder gebaut und an Projekten zur ökonomischen Unabhängigkeit teilgenommen, z.B. an Berufsausbildungen oder am ökonomischen Landbau. Heute leben diese Frauen selbstständig.
Kooperation mit Snaga Žene e. V.
Snaga Žene e.V. wurde 1999 mit Unterstützung von Vive Žene e.V. in Tuzla gegründet und bietet traumatisierten Frauen und ihren Familien ambulante medizinische, psychologische und soziale Unterstützung in der Stadt Tuzla und in der weiteren Region.
Snaga Žene bedeutet „Starke Frauen“ und der Name ist Programm: Die Organisation engagiert sich für Frauen, die geschlechtsspezifische Gewalt, insbesondere sexualisierte Kriegsgewalt überlebt haben und stärkt sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Freiheit.
Grundlage der Arbeit von Snaga Žene und Vive Žene ist ein gemeinsam entwickeltes holistisches Konzept, das den Herausforderungen einer sich verändernden Gesellschaft Rechnung trägt. Das Konzept verbindet psychosoziale Angebote mit Einkommen schaffenden Maßnahmen und Versöhnungsprojekten.
Eine Übersicht der vielen Projekte finden Sie auf der Website von Snaga Žene: www.snagazene.org.
Holistisches Konzept und ökologischer Landbau
Der von Vive Žene und Snaga Žene gemeinsam entwickelte ganzheitliche Ansatz, der der gesamten Lebenssituation der Frauen bis heute Rechnung trägt, beachtet die individuelle genauso wie die familiäre und gesellschaftliche Ebene.
Zu den Bausteinen dieses Ansatzes gehören heute:
Kontinuität und Nachhaltigkeit
Die Arbeit mit den Frauen und ihren Kindern und Kindeskindern geht heute und zukünftig weiter. Die Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina liegt nach wie vor am Boden, die Arbeitslosenquote ist hoch, das Leben ist von latenten ethnischen Konflikten geprägt.
Der Schwerpunkt unserer Arbeit in Tuzla und der Region liegt heute auf der Stärkung des sozialen Zusammenhaltes, durch regelmäßige Begegnungen der Frauen und ihrer Familien, unabhängig ihrer politischen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.
Der zweite wichtige Baustein unserer aktuellen Arbeit sind die Einkommen schaffenden Maßnahmen: Wir unterstützen die Frauen dabei, durch den ökologischen Anbau von Heil- und Gewürzkräutern, Blumen, Obst und Gemüse sowie deren Weiterverarbeitung und Vermarktung ein regelmäßiges Einkommen zu generieren. Hieraus ging die Gründung des genossenschaftlich organisierten Vertriebsnetzwerks „Grünes Netz e.V.“ hervor.
Herbasense Produkte
Endlich habe ich wieder etwas zu verschenken
Eine Liebesgeschichte aus Herzegowina
Das Mädchenhaus Mäggie
Erfahren Sie mehr über unser Mädchenhaus in Herdecke an der Ruhr
Es war so wichtig für mich, nicht vergessen zu werden
Die Geschichte von Saras Heilung
Jetzt spenden
Verhelfen Sie traumatisierten Mädchen und Frauen zu einer gewaltfreien Zukunft